Ein nachhaltiges Modell für die Zukunft
Die Zukunft kennt keine Abfälle, denn jedes Produkt beginnt wieder ein neues Leben, sobald es seinen ursprünglichen Zweck erfüllt hat. Klingt utopisch? Willkommen in der Kreislaufwirtschaft – einem Modell, das darauf abzielt, Ressourcen zu schonen und Abfälle zu minimieren. Besonders im IT-Sektor, wo die Menge an Elektroschrott stetig wächst, ist dies von großer Bedeutung. Doch was genau ist die Kreislaufwirtschaft und welche Vorteile bietet sie Unternehmen?
Im Gegensatz zur linearen Wirtschaft, die nach dem Prinzip „Produzieren – Verbrauchen – Entsorgen“ funktioniert, setzt die Kreislaufwirtschaft auf „Reduzieren – Wiederverwenden – Recyceln“. Das Ziel ist es, Produktions- und Verbrauchskreisläufe zu schließen, um Umweltbelastungen zu verringern und natürliche Ressourcen zu schonen. Für Unternehmen bedeutet dies eine strategische Entscheidung, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll ist.
Die Vorteile der Kreislaufwirtschaft für Unternehmen
Wie kann man den drohenden Ressourcenmangel umgehen? Derzeit stammen nur etwa 10 % aller Produktionsmittel in Deutschland aus recycelten Materialien.[1] Eine Erhöhung dieses Anteils auf 50 % könnte den drohenden Ressourcenmangel verhindern. Unternehmen, die auf Wiederverwertung setzen, sichern sich langfristig ihre Rohstoffversorgung und arbeiten rentabler. Durch die Wiederaufbereitung und Mehrfachnutzung von Rohstoffen wird die Produktion effizienter, der Bedarf an neuen Ressourcen sinkt und Abfall- sowie Entsorgungskosten werden reduziert. Dies senkt den Gesamtenergieverbrauch und steigert die Rentabilität.
Alte Geräte, die in Kellern oder Schubladen lagern, können eine wertvolle Rohstoffquelle sein. Unternehmen, die diese Ressourcen erschließen, gewinnen an Autarkie und Verfügbarkeit. Die Kreislaufwirtschaft hilft zudem, CO2-Emissionen zu vermeiden. In Deutschland könnten jährlich 2,4 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, wenn Geräte nicht entsorgt, sondern wiederverwendet würden.[2]
Die Rolle der IT in der Kreislaufwirtschaft
Die digitale Transformation hat die IT zu einem der wichtigsten Treiber für wirtschaftliche Entwicklung gemacht. Gleichzeitig steigt damit die Nachfrage nach Ressourcen. Die Herstellung sowie Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten gestalten sich zunehmend zum Problem für die Umwelt. Der Ruf nach einer Umsetzung der Kreislaufwirtschaft wird daher gerade in der IT-Branche immer lauter. Künstliche Intelligenz (KI) und das Internet der Dinge (IoT) befeuern diese Entwicklung und treiben die IT-Ausgaben weiter in die Höhe. Im selben Atemzug sind diese Innovationen auch Teil der Lösung, um die Kreislaufwirtschaft erfolgreich zu implementieren.
Der Wiederaufbereitung ausgedienter Hardware und dem Recycling von wichtigen Rohstoffen wächst eine immer größere Bedeutung zu. Die IT-Abteilung kann hier durch richtiges Handeln wesentlich zu Einsparungen und damit zum allgemeinen Unternehmenserfolg beitragen. Letztlich geht es darum, einen wachsenden Berg an Elektroschrott zu vermeiden und den ökologischen Fußabdruck für unser Klima so gering wie möglich zu halten. Nachhaltig verwendete IT-Geräte sind der Schlüssel dazu.
Herausforderungen und Unsicherheiten bei der Umsetzung
Trotz der vielen Vorteile gibt es auch Herausforderungen bei der Implementierung der Kreislaufwirtschaft. Der Umstieg von einer linearen auf eine zirkuläre Wirtschaft erfordert oft hohe Anfangsinvestitionen, was abschreckend wirken kann. Die Organisation und Optimierung der Kreislaufprozesse bedingen eine umfassende und gut durchdachte Logistik. Zudem sind viele Unternehmen sich über die gesetzlichen Vorgaben und Richtlinien zur Kreislaufwirtschaft nicht im Klaren, was die Umsetzung zusätzlich erschwert.
Trotz dieser Unsicherheiten überwiegen die langfristigen Vorteile der Kreislaufwirtschaft. Sie wird zu einem unverzichtbaren Bestandteil nachhaltiger Unternehmenspraktiken. Bereits heute ist sie gesetzlich verankert, wie das Kreislaufwirtschaftsgesetz in Deutschland zeigt. Die Umsetzung schreitet jedoch nur langsam voran. Lineares Denken und die scheinbar günstigeren Kosten der alten Wirtschaftsweise stehen einer schnellen Transformation im Weg. Um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten, müssen Politik, Wirtschaft und private Haushalte gemeinsam handeln. Das Umdenken hin zur Kreislaufwirtschaft mag herausfordernd sein, doch es ist der einzige Weg, um die ökologischen und ökonomischen Ziele zu erreichen und eine ressourcenschonende Wirtschaft zu etablieren. Die Kreislaufwirtschaft ist nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit. Unternehmen, die diesen Weg einschlagen, werden langfristig profitieren und einen bedeutenden Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.
[1] CIRCelligence by BCG, It’s Time to Close Our Future Resource Loops, Holger Rubel, Alexander Meyer zum Felde, Jan Oltmanns, Carolin Lanfer, and Lena Bayer, Juli 2020, S. 4
[2] Reparieren statt Wegwerfen, Eine Studie im Auftrag der WERTGARANTIE SE zur Entstehung von Elektroschrott, 2022/2023, S. 3